Die Geschichte
Am 07. Mai 1893 hielt der Baumeister des Biller- becker Doms, Architekt Rincklake aus Münster, vor dem Florentius-Verein in Münster einen Vortrag über die geplante neue Ludgeruskirche in Billerbeck und die darin geplante Orgel gehalten. Zu diesem Zeit- punkt war eine große, dem mächtigen Bauwerk an- gepasste Orgel geplant. (Bericht im „Westfälischen Merkur“)
Zum Ende der Bauzeit des Domes war den Billerbeckern jedoch das Geld für den Kirchenbau ausgegangen, weshalb die geplante Orgel nicht mehr finanzierbar war. Der Orgelprospekt zur Nordseite der Orgelbühne (das Orgelgehäuse) war bereits beauftragt und vom Kunstschreiner Schnitkemper in Münster, einem Bruder des damaligen Pfarrers, gefertigt worden. Der Orgelprospekt zur Südseite ist offensichtlich schon wegen Geldmangel einfacher und preisgünstiger gefertigt worden.
Mit col. Sievers in Osthellen ( 6.000 Mark) und Frau Gertrudis Heßling (4.000 Mark) fanden sich jedoch dann noch zwei Stifter, die eine Orgel ermöglichten. Von der Firma Fleiter in Münster wurde im Rahmen dieser Stiftung eine Orgel gebaut. Diese Orgel hatte 32 Register. Der Blasebalg musste bei vollem Spiel von zwei Personen getreten werden. Erst 1908 bekam die Propsteikirche elektrisches Licht.



Am 03. März 1898 berichtete der Billerbecker Anzeiger:
„ . . . Bis auf die Bänke hat die Kirche ihre vollständige Ausstattung mit Chorgestühl, Orgel und Beichtstühlen erhalten“.
1948 wurde zum 50-jährigen Jubiläum des Domes die Orgel überholt und um zehn Register auf 42 Re- gister erweitert, da die Orgel für den großen Kirchen- raum zu schwach war. Gleichzeitig wurde von der Firma Klingenhegel aus Münster auch ein neuer Spieltisch gefertigt. Den alten Spieltisch bekam die Aulendorfer Kapelle. Lt. Aufzeichnung von Rektor Hölker hat die Orgel jetzt 2.622 Pfeifen.
Bereits 1979 zeigten sich wieder Mängel an der Orgel, weshalb diese erneut restauriert werden musste. Mit einer Orgelvesper am 25.03.1979 wurde die restaurierte Orgel der Gemeinde vorgestellt.
Sieben Jahre später, 1986, mussten wieder zwei Register erneuert werden. (Trompete und Posaune). Wegen Materialermüdung entstand 1994 ein Schwelbrand im Spieltisch.
Im Juli 1995 installierte die Firma Kreienbrink aus Osnabrück einen elektronischen verschiebbaren Spieltisch. Gleichzeitig musste auch die elektro-pneumatische Schwellwerksteuerung erneuert werden. Schon nach fünf Jahren, im Jahre 2000, musste die Orgel erneut überholt werden.
Eine Vision wird zur Wirklichkeit
2001 wurde der Förderverein Domorgel Billerbeck gegründet. Für den Kirchenvorstand unserer Gemeinde lag die geplante Investitionssumme von einer Million Euro für eine neue Orgel allerdings jenseits jeder Realität; Zuschüsse vom Bistum oder anderen kirchlichen Stellen waren außerdem ausgeschlossen.
Im Jahre 2007 ergab sich dann die sehr erfreuliche Situation, dass ein Sponsor aus der Kirchengemeinde den entscheidenden Anstoß gab und anbot, ein Drittel der Kosten für eine neue Orgel zu übernehmen. Der Kirchenvorstand entschied, dieses Angebot anzunehmen und sich verstärkt um weitere Spenden zu bemühen. Angebote von drei Orgelbaufirmen wurden eingeholt.
Das Angebot der Firma Fleiter in Höhe von 992.031,60 Euro bekam den Zuschlag. Schon bald konnten weitere Spenden eingeworben werden, so dass am 18. September 2008 der erste Bauabschnitt in Auftrag gegeben werden konnte. Der zweite Bauabschnitt, das so genannte Rückpositiv, konnte Ende 2009 durch die komplette Finanzierung eines Sponsors sichergestellt werden; es wurde im Sommer 2010 fertiggestellt.
Der herrliche Klang der ersten Bauteile entfachte schon eine so große Begeisterung für die neue Orgel, dass bis Ostern 2012 weitere Register eingebaut werden konnten. Schließlich wurde im Frühjahr 2014 der vierte und damit letzte Bauabschnitt fertiggestellt: die „Grande Flûte“ im Pedal, die drei Chamaden, die „Vox Ludgeri“ und ein Carillon. Mit einer Gesamtsumme von knapp 1,1 Mio. Euro konnte die Ludgerus-Orgel im März 2014 vollendet und am Hochfest des Heiligen Ludgerus eingeweiht werden.
